Reisebericht Vietnam
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17.11.2006 Ankunft gegen 20.45 auf
dem Airport in Hanoi. Kaum betreten wir die Ankunftshalle, erwacht
in uns das Gefühl, dass wir eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht
haben. Wir stellen uns vor dass so wohl der Flughafen in der ehemaligen
DDR ausgesehen haben muss. Der Baustil, die wenigen veralteten
Reklametafeln, und vor allem die Grenzpolizisten in ihren grünen
kommunistisch anmutenden Uniformen. Dennoch die Formalitäten sind schnell
geregelt und der Free Pickup Service steht mit einer Tafel mit Angies
Namen draußen am Ausgang. Er meint zwar dass es noch fünf Minuten
dauert, da er zuerst ein Taxi organisieren muss, aber auch das
funktioniert einwandfrei und los geht die Fahrt mit ihm und dem Taxifahrer
in das ca. 30km entfernt Hanoi. Doch kaum haben wir das Flughafengelände
verlassen, halten wir an und der Taxifahrer steigt aus, verschwindet, und
unser Mensch vom Pickup Service übernimmt die Chauffeur Rolle.
Fragezeichen über Fragezeichen, aber egal, Hauptsache wir erreichen
irgendwie unser Ziel und außerdem fährt man hier wieder wie bei uns
Zuhause, nämlich Rechts. Nach halbstündiger Fahrt erreichen wir
Hanoi City, besser gesagt das Altstadtviertel von Hanoi, indem sich
vorwiegend der ganze Tourismustrubel abspielt. Es fällt schwer über Vietnam zu schreiben ohne auf die Geschichte des Landes ein wenig einzugehen. Die Menschen hier zwischen Hanoi und Saigon sind im Laufe der Zeit von so vielen Besatzern und Nachbarn - Chinesen,Japanern, Franzosen, Amerikaner - überfallen und gequält worden, so dass es fast schon verwunderlich ist dass das heutige Vietnam sich so offen gegenüber uns Ausländern zeigt, und das, da der letzte blutige Krieg erst ca. 30 Jahre her ist. Ich will auch nur ein paar Eckdaten aus jüngster Vergangenheit nennen. 1858 - 1940 Kolonialisierung durch die Franzosen. 1940 - 1945 Im zweiten Weltkrieg besetzt Japan das Land, die französische Verwaltung wird aber nach wie vor geduldet. Aber es bildet sich eine Widerstandsbewegung, die Viet Minh unter Anführung von Ho Chi Minh. Nach der Kapitulation Japans 1945, und durch den 2WK geschwächten französischen Truppen, nutzt Ho Chi Minh die Chance und ruft die demokratische Republik Vietnam aus, unterstützt durch China und Rußland 1946 - 1954 Frankreich, immer noch etabliert im Süden, kennt die Republik an, bombadiert aber weiterhin Städte im Norden und landet auch wieder Truppen in Hai Phong. Ho Chi Minh und seine Truppen verlassen Hanoi, aber der Krieg eskaliert und endet in einer Entscheidungsschlacht auf der Hochebene von Dien Bien Phu im Mai 1954. Die Franzosen ziehen ab, es kommt zur einer Teilung des Landes, da der Süden sich der sozialistischen und kommunistischen Orientierung Ho Chi Minhs entgegenstellt. Der 17 Breitengrad der ungefähr quer in der Mitte des Landes verläuft wird Demarkationsline. Die DMZ entsteht und es kommt zu starken Wanderungsbewegungen von Süd nach Nord und umgekehrt. Durch die Amerikaner unterstützt, gelangt der katholische Ngo Dinh Diem im Süden an die Macht, aber aus Angst vor dem Sieg der Kommunisten verweigert er die Wahlen. Außerdem unterdrückt und bekämpft er die Buddhisten im Lande, und geht gegen deren Klöster vor. Es kommt zu Demonstrationen, und aus Protest fährt 1963 ein Buddhistischer Mönch mit einem geliehenen Austin von Hue nach Saigon, steigt auf öffentlicher Straße aus, übergießt sich mit Benzin und zündet sich an. Es kommt zu weiteren Selbstverbrennungen so daß das Militär 1963 gegen Diem putscht, was Amerika billigt. 1964 Den "Tongking-Zwischenfall", einen nie bewiesenen Angriff nordvietnamesischer Torpedoboote auf zwei US-Zerstörer, nehmen die Amerikaner zum Anlass den Krieg gegen Nordvietnam zu eröffnen. Ein grausamer, barbarischer Krieg entwickelt sich. Hilflose, Frauen, Kinder, und Greise werden nieder gemetzelt. Als Beispiel will ich nur das Dorf My Lai erwähnen, gegen das am 16.3.68 in einer " Search und Destroy" Aktion vorgegangen wurde. Eigentlich sollte gesucht und zerstört werden, was dem Vietcong, der Wiederstandsbewegung und den nordvietnamesischen Truppen, dienlich sein konnte. Aber innerhalb 90 Minuten wurden über 504 Zivilisten ermordet, auf alles geschossen was sich bewegte. Frauen am Dorfteich aufgestellt und mit Maschinengewehren niedergemäht. Und My Lai war kein Einzelfall, fast alltäglich, geschahen hundertfach ähnliche Aktionen mit hunderttausenden unschuldigen Opfern. Ein kleines, armes Land wurde durch die Amerikaner in die Steinzeit zurückgebombt, gequält und nieder gemetzelt nur um angeblich die Welt vor dem Kommunismus zu retten. Sicher haben auch nordvietnamesische Soldaten Grausamkeiten begangen, aber sie verteidigten immerhin ihre Heimat, die in der Geschichte immer wieder von außen bedroht wurde. Letztendlich entscheidend für das Ende des Krieges und dessen Ausgang, war/ist die Zähigkeit, Leidensfähigkeit und Leistungsbereitschaft eines Volkes dass selbst die überlegene Kriegsmaschinerie der USA nicht in die Knie zwingen konnte. 1973 wird schließlich das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. 1993 bezeichnet der damalige US Verteidigungsminister den amerikanischen Einsatz als "schrecklichen Irrtum". 58000 Gefallene auf amerikanischer Seite, die Zahl der getöteten Vietnamesen geht in die Millionen. Kein einziger Dollar ist zum Aufbau des zerstörten Landes, als Wiedergutmachung geflossen.
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